Bruder Klaus Vincent Fournier
Bruder Klaus Vincent Fournier
Bruder Klaus Vincent Fournier
Bruder Klaus Vincent Fournier
Bruder Klaus Vincent Fournier
Bruder Klaus Vincent Fournier
Bruder Klaus Vincent Fournier

Museum Bruder Klaus, Sachseln 2017

 

Ikonostase der Aussparung

 

Vincent Fournier ist ein Maler der Epiphanie im wahrhaftigsten Sinne des Wortes: es zeigt sich alles im Bild. Die Farbe, die Form, die Spuren, die Eindrücke. Wer Vincent Fournier besser kennt, weiss, dass sich dahinter eine tiefe Form von Religiosität verbirgt, die er als Kontemplation in Alltag und Kunst lebt. Sie ist aufrichtig und ohne Pathos, geleitet von der Versenkung in die Heilige Schrift und in Schriften der Heiligen. Die Formen und Farben sind somit von einer hohen Symbolhaftigkeit. Braun und Blau, Gelb, Kreuzformen, Leerstellen, Aussparungen. Dennoch lässt der Künstler es dem Betrachter frei, ob er diese Symbolik für sich in Anspruch nehmen will.

 

Denn das Werk Vincent Fourniers schreibt sich gleichermassen in die lange Tradition der minima- listischen Abstraktion ein, die mit dem Geistigen verbunden ist. Es ist von einer grossen Einfachheit, auch was die Materialität betrifft. Malerei auf Holztafeln, auf alte vergilbte Papiere, einfache von Hand gefertigte Holzrahmen. Die Schlichtheit paart sich mit einer Ernsthaftigkeit, die nichts verbirgt.

 

Spazio mentale, hat Antonio Calderara, ein Wesensverwandter Vincent Fourniers, solche Bildfindungen genannt. Wie bei Calderara gibt es in der künstlerischen Arbeit von Vincent Fournier zwei grosse Themenfelder: das Versenken in der Mystik der Abstraktion und die daraus resultierende Reduktion der Mittel.

 

Die Suche nach der Essenz in der Kargheit der Materialität ist eine Ausdrucksweise für spezifische Spannungen, die im Werk von Vincent Fournier auf Ausgleich hin tendieren. Auf eine eigene Form von Harmonie im Gegensatz. Diese Harmonie entwickelt er in einfachen Linienführungen durch den hori- zontalen Bildraum oder mit der Betonung der Eckzonen in vertikalen Formaten. Die Räumlichkeit in seiner Arbeit wird zudem in ikonostasenhafter Anordnung von Bildserien über ganze Wandflächen verstärkt.

 

Nuages d‘inconnaissance, Vera-icon, Immaculé. Es sind Gaben der Gnade, die sich ihm als Bild zeigen. In einem Gespräch mit dem Künstler über das Thema der Offenbarung von Zeichen, meint er, es sei das Schwierigste, die Spuren der göttlichen Gnade zu erkennen und sie dazu noch in eine Form zu fassen. Das Rad-Mandala des Niklaus von Flüe hat nicht von ungefähr drei Zacken, die nach innen weisen, und drei, die nach aussen gerichtet sind.

 

Sibylle Omlin